Osteopathie Hamburg – Hilft es bei ADHS / ADS?

Osteopathie bei Aufmerksamkeits-(hyperaktivitäts)syndrom

Ralf Freitag Osteopathie Hamburg. Hilft Osteopathie bei ADHS / ADS?

Hilft Osteopathie bei ADHS/ADS? Osteopathie Hamburg – Ralf Freitag

Kann die osteopathische Behandlung bei Aufmerksamkeitsstörungen mit oder ohne Hyperaktivität (ADS/ADHS) helfen? Eine randomisierte kontrollierte Studie hat eine signifikante Verbesserung der Symptome um 50% gezeigt.

In einer randomisierten kontrollierten Studie von Angela Bierent-Vass, Jutta Lang, Norbert Neumann aus dem Jahr 2004 war das Ziel die Überprüfung der Hypothese, dass eine osteopathische Behandlung einen positiven Einfluss auf Kinder mit ADS/ADHS hat. 77 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren konnten für die Studie gewonnen werden. Sie alle waren mit dem Befund ADS/ADHS vordiagnostiziert. 50 Kinder wurden behandelt, 27 Kinder stellten die Kontrollgruppe. Die Kinder der Behandlungsgruppe wurden osteopathisch, d.h. im parietalen, cranialen und visceralen Bereich befundet. Sie wurden dann auf Basis ihrer Befunde individuell vier Mal behandelt und abschließend noch einmal untersucht. Die Kinder der Kontrollgruppe waren unbehandelt, sie wurden zu Beginn und zum Abschluss osteopathisch untersucht.

Primärer Zielparameter war die Conners Skala (ein klinisches Fragebogenverfahren zur Erfassung von Aufmerksamkeitsstörungen), die zu Beginn und zum Abschluss von den Eltern ausgefüllt und von einem Statistiker ausgewertet wurde. Sekundäre Zielparameter waren ein Anamnesebogen und des Weiteren ein osteopathischer Befundbogen, der ebenfalls zu Beginn und zum Abschluss ausgefüllt wurde.

Die osteopathische Behandlung ergab hinsichtlich des primären Zielparameters, der Conners Skala, eine Verbesserung um ca. 50 %. Bei allen einzelnen Fragen war diese Verbesserung statistisch signifikant gegenüber der Kontrollgruppe. Auch die Untersuchungsergebnisse ergaben bei der Abschlussuntersuchung deutliche Verbesserungen. In der Kontrollgruppe konnten weder bezogen auf den primären noch auf den sekundären Zielparameter Verbesserungen festgestellt werden.

Aufgrund der positiven Resultate der Studie wurde die Hypothese betätigt: die osteopathische Untersuchung und Behandlung kann einen positiven Beitrag in der Behandlung von Kindern mit ADS/ADHS leisten.

Wie wird ADHS/ADS in der Schulmedizin behandelt?

Es gibt schulmedizinisch verschiedene Ansätze, wie man Menschen mit ADHS helfen kann. Angefangen mit aufklärenden Gesprächen, Tipps sich zu organisieren und zu konzentrieren oder Verständnis für sich selbst zu bekommen. Ebenso kann sportliche Aktivität helfen. Ein therapeutischer Ansatz steht ebenfalls zur Verfügung und Medikamente. Seit vielen Jahren wird Methylphenidat zur Behandlung von ADHS verwendet. Die bekannteste Marke dabei ist Ritalin. Ein Arzt, der auf ADHS spezialisiert ist, kann ein Medikament mit Methylphenidat, Lisdexamfetamin oder Atomoxetin verschreiben. Inzwischen gibt es auch andere Wirkstoffe wie Amphetamin. Dies Medikamente sollen dabei helfen, dass die Botenstoffe im Gehirn besser ausbalanciert werden. Im Schnitt erhält ein Drittel bis die Hälfte der Patienten mit ADHS Medikamente.

Wie wird ADHS/ADS in der Osteopathie behandelt?

Die Behandlung erfolgt immer ganzheitlich, das heißt, dass der ganze Körper untersucht und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Befunden (Dysfunktionen) hergestellt werden. Insbesondere die Entspannung der intrakranialen Membranen und Behandlung der Dysfunktionen der Synchondrosis sphenobasilaris sind ein wichtiger Ansatz bei der osteopathischen Behandlung.

Was ist ADHS/ADS genau?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung und bezieht sich auf eine Verhaltensauffälligkeit, die bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auftreten kann. ADHD ist eine neurobiologische Störung, bei der die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen im Gehirn teilweise verändert ist. Die Hauptsymptome umfassen Schwierigkeiten bei der Aufmerksamkeit (gestörte Konzentrationsfähigkeit), übermäßige Aktivität (übersteigerter Bewegungsdrang) und impulsives Verhalten (unüberlegtes Handeln).

Wie häufig tritt ADHS/ADS auf?

Das Auftreten von ADHS ist altersabhängig verschieden und kann je nach verwendeten diagnostischen Kriterien und den zur Beurteilung der Symptomatik herangezogenen Informationsquellen differieren. Gemäß internationalen epidemiologischen Studien beträgt die weltweite Prävalenz im Kindes- und Jugendalter 5,3 Prozent. Bei den meisten Patienten halten die Symptome bis ins Jugendalter an, 50 bis 80 Prozent weisen noch als Erwachsene ADHS-typische Symptome auf. Basierend auf der KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts liegt die Häufigkeit der von Eltern angegebenen ADHS-Diagnosen in Deutschland bei etwa 5 Prozent. Im Erwachsenenalter wurde eine Prävalenz von 2,5 Prozent ermittelt. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung wird vor allem beim männlichen Geschlecht diagnostiziert. In Feldstudien wird ein Verhältnis von 3:1 erhoben. Im Erwachsenenalter gibt es zwischen Männern und Frauen hingegen kaum noch Unterschiede. Experten vermuten daher, dass ADHS bei Mädchen häufig übersehen wird und unterdiagnostiziert ist. Zudem ist bei Mädchen auch der Anteil der Hyperaktivität seltener im Kindesalter zu beobachten.

Was sind die Ursachen von ADHS/ADS?

Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig und noch nicht vollständig aufgeklärt. Eine genetische Veranlagung ist nachgewiesen. Darüber hinaus ist bekannt, dass mehrere interagierende Faktoren zur Entstehung von ADHS beitragen. Neben der genetischen Komponente spielen insbesondere Umwelteinflüsse während der Schwangerschaft, Geburt und frühen Kindheit, die die Gehirnentwicklung beeinflussen, eine wichtige Rolle. Verdächtigt werden dabei Umweltgifte wie Tabak- und Alkoholkonsum, polychlorierte Biphenyle (PCB), Blei sowie Farb- und Konservierungsstoffe in Lebensmitteln.

Ob ungünstige psychosoziale Bedingungen – etwa problematische familiäre Verhältnisse, Vernachlässigung, psychische Erkrankungen der Eltern oder traumatische Erfahrungen – oder ein niedriger sozioökonomischer Status das Auftreten von ADHS begünstigen, ist derzeit noch nicht eindeutig geklärt.

Die genauen Mechanismen der Entstehung von ADHS sind noch nicht vollständig verstanden. Forschungen deuten darauf hin, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren in einem komplexen Zusammenspiel beteiligt sind. Umweltfaktoren können die Expression bestimmter Gene beeinflussen, während genetische Prädispositionen die Anfälligkeit für bestimmte Umwelteinflüsse erhöhen können. Studien, die sich auf die Gen-Umwelt-Interaktionen bei ADHS konzentrieren, haben insbesondere die Kombination von negativen Umweltfaktoren und Variationen in Genen, die Dopamin- und Serotoninrezeptoren sowie deren Transporter betreffen, untersucht. Veränderungen in neuronalen Regelkreisen des dopaminergen und serotonergen Systems, die durch diese Interaktionen verursacht werden, scheinen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von ADHS zu spielen. Bei einer ADHS ist das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn verändert. Insbesondere Dopamin und Noradrenalin kommt eine große Bedeutung zu, das sind sogenannte Neurotransmitter. Sie beeinflussen, wie wir uns fühlen und verhalten und sie sorgen dafür, dass Signale von einer Nervenzelle zur anderen weitergeleitet werden. D.h. bei Menschen mit ADHS werden Informationen durch den gestörten Stoffwechsel nicht so gut verarbeitet. Dies betrifft überwiegend die Botenstoffe, die für Motivation, Aufmerksamkeit und Konzentration zuständig sind.

Wie wird ADHS/ADS diagnostiziert?

Zu Beginn der Diagnoseerstellung erfolgt eine ausführliche Anamnese und ein detailliertes Gespräch. Die Ärztin oder der Arzt führt außerdem eine körperliche Untersuchung durch. Es müssen andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen werden, wie etwa eine Schilddrüsenüberfunktion, Schlafprobleme, Seh- oder Hörschwierigkeiten sowie andere psychische oder neurologische Erkrankungen.

Ergänzend kann eine klinisch-psychologische Diagnostik zur Diagnose beitragen. Hierbei werden Tests und Fragebögen verwendet. Die Einbindung des sozialen Umfelds von Kindern, wie beispielsweise der Schule, kann ebenfalls hilfreich sein, um das Verhalten im schulischen Kontext zu bewerten.

Die Kriterien der Diagnostik orientieren sich an der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD). Dort wird auch genau beschrieben, wie sich Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität äußern können.

Unaufmerksamkeit:

  • Viele Flüchtigkeitsfehler in der Schule, Ausbildung oder im sonstigen Alltag,
  • Zuhören fällt schwer,
  • Konzentrationsschwierigkeiten/Schwierigkeiten, bei einer Sache zu bleiben,
  • Tätigkeiten werden oft abgebrochen (z.B. Hausübung, Spiel),
  • Organisationsschwierigkeiten im Alltag,
  • häufiges Verlieren von Gegenständen,
  • leichte Ablenkbarkeit,
  • Vergesslichkeit im Alltag.

Hyperaktivität:

  • Häufige Unruhe (z.B. „zappeln“),
  • häufiges Aufstehen während man ruhig sitzen sollte (z.B. im Unterricht),
  • häufiges wildes Herumlaufen und unangemessenes Klettern auf Gegenstände bei Kindern,
  • häufige Rastlosigkeit bei Jugendlichen,
  • leise sein fällt schwer,
  • überstarker Bewegungsdrang („wie angetrieben“).

Impulsivität:

  • Andere Menschen werden häufig unterbrochen (z.B. beim Sprechen oder Spielen),
  • bevor klar ist, wie die Frage lautet, wird bereits eine Antwort gegeben,
  • Schwierigkeiten zu warten, bis man an der Reihe ist.

Mindestens sechs Anzeichen von Unaufmerksamkeit, mindestens drei Anzeichen von Hyperaktivität,
ein Anzeichen von Impulsivität müssen für die Diagnose ADHS/ADS vorliegen. Diese Anzeichen sind bereits vor dem siebten Geburtstag aufgetreten.

Zudem müssen folgende Kriterien vorliegen:

  • Verhaltensauffälligkeit über mindestens sechs Monate
  • das Verhalten wird in mehr als einer Umgebung beobachtet (z.B. zu Hause, im Kindergarten, in der Schule),
  • der Alltag ist durch das Verhalten stark beeinträchtigt (z.B. Familienleben, Freundeskreis, Schule),
  • andere psychische Erkrankungen sind keine Ursache für das auffällige Verhalten.

Warum werden ADHS/ADS und die Borderline-Störung häufig verwechselt?

Die Symptome ähneln beim Erwachsenen häufig auch der Borderline-Störung, was zu Fehldiagnosen führt. Obwohl ADHS und Borderline einige Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden. ADHS zeigt sich vor allem durch Schwierigkeiten bei der Aufmerksamkeit und Impulsivität. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung um eine Erkrankung, die Probleme mit der Emotionsregulation, dem Selbstbild und den zwischenmenschlichen Beziehungen mit sich bringt. Personen mit ADHS haben oft Probleme, Aufgaben zu strukturieren und ihre Konzentration zu halten. Im Gegensatz dazu zeigt sich die Borderline-Störung durch instabile Emotionen und erhebliche Herausforderungen in sozialen Interaktionen. Auch das Vorliegen weiterer Krankheiten wird geprüft.