Knick-Senkfuß bei Kindern – Osteopathie Hamburg – Ralf Freitag

Der kindliche Knick-Senkfuß ist eine Fußfehlstellung, die durch vermehrte Valgusstellung der Ferse und Abflachung der medialen Längswölbung gekennzeichnet ist. Was ist die schulmedizinische Sicht und wie kann eine osteopathische Behandlung den Knick-Senkfuß unterstützen?

Es gibt flexible und kontrakte (rigide) Formen dieser Fehlstellung. Bis zum Alter von 6 Jahren ist der flexible Knick-Senkfuß fast immer physiologisch (das bedeutet eine normale Zeichen), während er danach bei einigen Kindern bestehen bleiben kann, insbesondere bei Übergewicht. Die Ursachen können muskulär, knöchern oder bindegewebig sein, wobei die genauen Einflüsse kontrovers diskutiert werden.

Der flexible Knick-Senkfuß kann physiologisch oder durch Begleiterkrankungen wie muskuläre Hypotonie oder neurologische Störungen auftreten. Dies kann zu einer gestörten Gesamtstatik und Bewegungsabläufen führen. Neurologische Ursachen wie infantile Cerebralparese (Schädigung des Gehirns in der Schwangerschaft, die die Motorik des Kindes beeinflussen kann) müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Bei der kontrakten/rigiden Form kann es sich um eine knöcherne Deformität oder neurologische Erkrankung handeln.

Die Differentialdiagnose umfasst verschiedene orthopädische, kinderorthopädische, pädiatrische und neuropädiatrische Ursachen sowie syndromale Erkrankungen und entzündliche Zustände. Eine ausführliche Anamnese, inklusive Geburts- und Familienanamnese sowie neurologische Untersuchungen, ist für die Diagnosestellung entscheidend. Die Klassifikation erfolgt je nach Flexibilität, Schmerzhaftigkeit und Komplikationen.

Untersuchung des Knick-Senkfuß

Scores zur Bewertung des Knick-Senkfußes können bei der Therapieplanung hilfreich sein, jedoch gibt es keine allgemeingültige Empfehlung aufgrund begrenzter Daten. Die Untersuchungen sollten auch Differentialdiagnosen wie neuromuskuläre Erkrankungen, Syndromen oder bindegewebigen Störungen einschließen, um eine adäquate Therapie zu gewährleisten.

Die spezielle Anamnese der Fußpathologie umfasst die Schmerzanamnese, Funktionsanamnese und Schuhbeurteilung. 

Bei der Schmerzanamnese werden Schmerzlokalisation, -ausstrahlung, -intensität und -charakter erfragt, sowie die Bedingungen, unter denen Schmerzen auftreten. Die Funktionsanamnese untersucht Hinken, Bewegungseinschränkung und frühe Ermüdbarkeit, während die Schuhbeurteilung Probleme beim Tragen von Schuhen identifiziert. Für die Evaluation von Knick-Senkfüßen bei Kindern sind Allgemein- und Risikofaktoren, Familien- und Sozialanamnese sowie klinische Untersuchungen wichtig. Bei Bedarf können fachspezifische Untersuchungen eingeleitet werden. Die klinische Diagnostik umfasst Inspektion, Palpation, Bewegungsumfang und Tests des Fußgewölbes. Apparative Analysen wie Pedobarographie und Ganganalyse können ergänzt werden. Bei bildgebenden Untersuchungen ist eine differenzierte Indikationsstellung wichtig, wobei Röntgen die erste Wahl ist. Auch MRT und CT können nützlich sein. Die Pedobarographie analysiert die Druckverteilung beim Gehen und kann ergänzende Informationen liefern. Die Ganganalyse ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Bewegungen und kann zur Diagnose und Verlaufskontrolle verwendet werden. Eine Kombination aus klinischer, bildgebender und instrumenteller Untersuchung ist empfohlen, um eine umfassende Diagnose zu gewährleisten.

Klassische Therapie bei Knick-Senkfuß

Die konservative Therapie des kindlichen Knick-Senkfußes besteht hauptsächlich aus Einlagenversorgung und Physiotherapie. Einlagen sind bei schmerzhaftem oder subluxiertem Fuß angezeigt, können stützend, bettend und sensomotorisch sein. Sensomotorische Einlagen können vorteilhaft sein, obwohl die Evidenz ihrer Wirkung begrenzt ist. Physiotherapie richtet sich nach dem Alter und dem Befund, mit Schwerpunkten wie Propriozeptionstraining und Mobilisationstechniken. Bei Kindern unter 6 Jahren ist Physiotherapie normalerweise nicht erforderlich, aber eine gute Schuhversorgung und Förderung der natürlichen Bewegung sind wichtig. Für ältere Kinder und Jugendliche können Heimübungsprogramme und gezielte Therapien helfen, Bewegungseinschränkungen und Fehlstellungen zu korrigieren. Operative Eingriffe sind selten und werden nur bei schwerwiegenden Fällen und nach sorgfältiger Indikationsstellung durchgeführt, wobei verschiedene Weichteil- und knöcherne Techniken je nach Deformität angewendet werden können.

Prognose

Die Prognose des Knick-Senkfußes variiert mit dem Alter des Kindes. Bis zum Alter von 6 Jahren ist der flexible Knick-Senkfuß fast immer physiologisch und tritt bei den meisten Kindern auf. Bis zum 10. Lebensjahr bildet sich die Fußwölbung normalerweise aus, aber bei etwa 4% der Kinder kann der Knick-Senkfuß bestehen bleiben oder sich verschlimmern. Nach dem 10. Lebensjahr besteht das Risiko einer Dekompensation mit steigender Steifheit, obwohl nur eine kleine Minderheit der Kinder Schmerzen entwickelt (weniger als 2%). Übergewicht im Kindesalter ist ein Risikofaktor für die Persistenz des Knick-Senkfußes, da etwa 62% der 6-Jährigen mit Knick-Senkfuß übergewichtig sind. Die Ursachen für den Knick-Senkfuß können muskulär, knöchern oder bindegewebig sein, wobei der genaue Einfluss dieser Faktoren umstritten ist.

Osteopathie Behandlung des Knick-Senkfuß

Der Osteopath behandelt den Knick-Senkfuß immer ganzheitlich. D.h. es werden alle Körperstrukturen mit einbezogen. Viele Faktoren können zu der Fehlstellung führen und jeder Körper ist individuell. Die osteopathische Behandlung umfasst das Knochengerüst des gesamten Körpers, die Faszien, die Muskulatur, die Bänder, aber auch organische Strukturen. Eine Thematik mit der kindlichen Blase (z.B. persistierendes Einnässen) allein kann durch eine kompensatorische Beinstellung nach innen zu einer Fußfehlstellung kommen. Deshalb ist es aus osteopathischer Sicht wichtig, den ganzen Körper mit einzubeziehen.

Wenn du Fragen hast zur osteopathischen Behandlung des Knick-Senkfußes, melde dich gerne bei mir oder vereinbare einen Termin. In einer ersten Untersuchung lassen sich meist schon Ursachen und Therapieumfang eingrenzen. Eine ergänzende Behandlung zur orthopädischen Behandlung und Physiotherapie ist meist sehr vorteilhaft.

Weiter Infos zum Knick-Senkfuß findest du auch in den „Leitlinien zum kindlich Knick-Senkfuß“ auf dem Portal der wissenschaftlichen Medizin (AWWF). Hier klicken!